Wie ein Apostel der Mittelmäßigen lässt der greise Komponist Salieri sich in dem unvergessenen Film „Amadeus“ feiern. Gegen den genialen Mozart ist er nur mittelmäßig – und jeder andere sowieso.
Wir bewundern die Genies, gieren nach sportlichen Höchstleistungen und lassen uns von im wahren Sinne außer-ordentlichen Künstlern inspirieren.
Und wie in dem legendären Apple-Werbespot aus dem Jahr 1997 sind es offenbar die „crazy ones“, die Verrückten, die unsere Welt verändern.
Doch Vorsicht! ruft der Apostel Paulus. Was in der Welt als genial verehrt wird, muss nichts Gutes sein. Da kann einer noch so gute Lieder singen. Die machen die antisemitischen Hasspredigten des Rockmusikers so wenig ungeschehen wie die Vergewaltigung einer 13jährigen durch einen genialen Regisseur.
Und da mag einer noch so hehre politische Ziele verfolgen. Massenmord wird das nie rechtfertigen.
Woran erkennt man also ein wirkliches Genie? Vielleicht daran, dass es seine Grenzen kennt. Alle Begabungen die wir haben, wir Mittelmäßigen wie die Genies, haben wir uns nicht verdient, sondern qua Geburt geschenkt bekommen.
Wer viel davon hat, von dem darf man deshalb auch erwarten, dass er sein Genie für andere einsetzt. Und wer dafür Ruhm erntet, der sollte ihn Gott weitergeben.
Predigttext am Sonntag, 7. Januar 2024, ist 1.Korintherbrief 1, 16-21.