Gechillt sein – Sonntagsgedanken zum 28. April 2024

Jugendliche kommen – jedenfalls Erwachsenen gegenüber – mit zwei Worten durchs Leben. Auf „Jetzt räume doch endlich mal deine Schuhe im Flur auf!“ heißt die Antwort garantiert: „Gleich!“, und bei der Frage „Wir war’s in der Schule?“ – „Ganz O.K.“ Vor allem Mütter scheinen durch diese Kommunikation genervt zu sein, während Väter sich mit solchen Antworten eher zufrieden geben und sich wieder im Sessel sitzend der Lektüre zuwenden können.

Immer mit der Ruhe! Chill doch mal! Mach doch nicht so Stress! Vielleicht muss man sich das wirklich von anderen sagen lassen, wenn man selbst mal wieder aufgedreht hat. Aber es ist ja auch so viel zu tun und zu bedenken und es kann so viel passieren!

Bei den alten Geistesgrößen war es eine Tugend, so gechillt zu sein: Serenitas, die Gelassenheit. Damit ist nicht Gleichgültigkeit gemeint, sondern eher eine Art Gefestigtsein. Man muss dann nicht immer alles gleich bewerten; man muss nicht zu allem etwas meinen; man muss sich nicht immer gleich erregen über den Zustand der Welt und das Tun anderer Menschen. Das gilt für unseren Alltag im Zusammenleben ebenso wie beim Blick in die Zeitung. Die Welt ist ein Chaos, wird immer eines sein – und im Großen und Ganzen meistern wir Menschen es ganz gut. Der Glaube ist dabei eine gute Hilfe.

Gefestigt zu sein und deshalb gelassen sein zu können – vielleicht kann man das hinter all der apokalyptischen Bilderhektik des Predigtextes am kommenden Sonntag entdecken. Gut tun würde es uns.

Predigttext am Sonntag, 28. April 2024 ist Offenbarung 15, 2-4.

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Man kann nicht mitnehmen – Sonntagsgedanken zum 21. April 2024

„Es interessiert mich nicht, der reichste Mann am Friedhof zu sein. Was mich interessiert, ist am Abend ins Bett zu gehen und mir zu sagen, dass wir etwas wundervolles vollbracht haben.“ Dem Apple-Genie Steve Jobs wird dieses Zitat zugeschrieben – und kaum einer wird dem wohl widersprechen. Dass man am Ende „nichts mitnehmen kann“, weiß jeder, und dass „das Wesentliche für das Auge unsichtbar“ ist, ebenso.

Vor 2.000 Jahren hat schon der Apostel dies in den Kanon christlicher Grundüberzeugungen aufgenommen: „Was sichtbar ist, ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ Was also bleibt, sind die wichtigen Dinge im Leben: Glaube, Liebe und Hoffnung – und gewiss auch die Geniestreiche, die uns das Leben besser und leichter machen.

Denen, die finanziell knapp dran sind, mag der Gedanke nicht immer eine Hilfe sein; aber er ist sowieso für diejenigen gedacht, für die Geld alles ist: Es sollte nicht mehr sein, als ein Mittel, das Leben für uns und unsere Lieben, und wenn möglich auch andere, besser zu machen. Ansonsten gilt: Carpe Diem! Nütze den Tag und mach‘ etwas Gutes daraus!

Predigttext am Sonntag, 21. April 2024, ist 2.Korintherbrief 4, 16-18.

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Neu anfangen – Sonntagsgedanken zum 14. April 2024

Nochmal neu anfangen, anderswo alles besser machen – Abraham hat diese Chance bekommen. In hohem Alter. Zunächst einen Sohn, dann ein verheißenes Land. Im Alter nochmal neu anfangen? Natürlich kann man sich über seine Möglichkeiten auch nur etwas vormachen, und vor Illusionen sollte man sich hüten. Die Geschichte von Abraham hat ja auch ihr tragische Seite. Abrahams Familie zerbricht, wenn man so will. Aber das muss ja nicht sein. Jedenfalls bei uns nicht. Meist ist auch im Alter noch mehr möglich, als man denkt: Aus dem abwesenden Vater kann ein lieber Großvater werden; die Frau mit dem seltsamen Getue kann sich als liebe Nachbarin entpuppen und wo wir glaubten, vor dem Nichts zu stehen, oder vor einer schwarzen Mauer, zeigen sich plötzlich zarte Pflänzchen der Liebe oder ein Weg, der das Leben in eine interessante Richtung führt. Gesundes Gottvertrauen tut gut – und manchmal verändert es das Leben.

Predigttext am Sonntag, 14. April 2024, ist 1.Mose 16, 1-16

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Angst oder Hoffnung – Sonntagsgedanken zum 7. April 2024

Ziemlich finster ist es geworden. Plötzlich sind Nazis wieder ein Thema und noch furchtbarer ist der Antisemitismus, der allüberall sich zeigt und immer ein Zeichen des Bösen in der Poltiki ist. Die vernünftige, westliche Politik der Freiheit scheint zu schwächeln.

Auf der anderen Seite erlebe ich Menschen, die immer noch mit Optimismus an Sachen herangehen, Firmen gründen, Ausbildungen machen, Familien gründen. Bei einem Spaziergang durch meine Heimat-Stadt sehe ich, dass Heilbronn aufblüht wie in Jahrzehnten nicht.

Beide Seiten sind Wirklichkeit – die Frage ist, wovon wir unsere Weltsicht bestimmen lassen: Vom Dunkel oder vom Hellen, von der Angst oder von der Hoffnung? Persönlich stellt sich oft die gleiche Frage: Sind meine Ängste so mächtig, dass sie der Hoffnung kaum noch Raum lassen? Mache ich mir andauernd Sorgen, so dass ich das Gute nicht mehr sehe?

Vielleicht muss man hier ansetzen: Das Gute sehen! Im persönlichen vielleicht die Familie und die Freunde, die einem beistehen, und im gesellschaftlichen Bereich sollte man konsequent auf die Kräfte setzen, die der Dummheit von rechts und links widerstehen. Mit der christlichen Lehre der Nächstenliebe und der westlichen Aufklärung haben wir die besten Karten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das ist der Geist, aus dem Gutes erwächst, der Geist der Glaubens, der Liebe und der Hoffnung.

Predigttext am Sonntag, 7. April 2024, ist Johannes 20, 19-29

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Bedroht und trotzdem fröhlich – Sonntagsgedanken zum Osterfest 2024

An die Liebe glauben – obwohl man gerade alleine ist? Glauben, dass alles gut wird – obwohl man gerade im Krankenhaus auf das Untersuchungsergebnis wartet? Glauben, dass all der Mist bald ein Ende hat – obwohl man gerade bis zum Hals drinsteckt? Das fällt alles furchtbar schwer. Glauben, obwohl man nichts sieht, was ihn begründen könnte.

Doch dann versteckt sich hinter all dem Belastenden irgendwo das Gefühl, dass man das Schwere nicht auf sich belassen will. Man spürt die trotzige Gewissheit, dass da doch etwas sein muss, ein Sinn, ein Halt, eine neue Möglichkeit. Dass all die bösen Mächte, die einem das Leben schwer machen, am Ende nichts zu sagen haben.

Vielleicht wird so Ostern für uns zur Wirklichkeit: Nichts muss so schlimm bleiben, wie es ist. Keine Bedrohung soll uns die Freude am Leben nehmen.

Predigttext am Ostersonntag, 31. März 2024, ist 1.Samuel 2, 1-8a (in Auszügen).
Predigttext am Ostermontag, 1. April 2024, ist 1.Korintherbrief 15, 50-58.

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Unendliche Weiten – Sonntagsgedanken zum 24. März 2024

Wie habe ich Raumschiff Enterprise geliebt! Der Hauptdarsteller hat dieser Tage Geburtstag.

Der Kern der Handlung ist schnell erzählt: Im 23. Jahrhundert hat die Erde ihre sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten überwunden und ist zur Erkundung des Weltalls aufgebrochen, wobei die Crew des Raumschiffes spannende Abenteuer bestehen muss. Ich habe die Serie geliebt, weil sie von einem tiefen humanen Ethos bestimmt war. Natürlich gibt es noch Not und Gefahr und Leid und Tod, aber die Menschen sind nicht mehr gefangen im Kreislauf von Gewalt und Verzweiflung, sondern blicken nach vorne und lassen sich in eine bessere Zukunft mitnehmen.

Heute fehlt uns dieser Optimismus leider. Anstatt etwas wie weiland Kirk und Spock für eine bessere Welt zu tun, belassen es viele beim Klagen und Schimpfen – oft wohlgenährt vom Küchentisch am Eigenheim aus. Dabei ist es einfach, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen – durch Liebe und Freundlichkeit, durch Verantwortungsbewusstsein und das Eingeständnis, dass auch andere Recht haben könnten.

Es gibt die bessere Welt, noch nicht sichtbar, aber schon entstanden durch all die Menschen, die das Richtige tun und – wie es im Bibeltext des Palmsonntags heißt – so gesinnt sind wie Jesus: voller Liebe zu ihren Nächsten und zu sich selbst.

Predigttext am Palmsonntag, 24. März 2024, ist Philipperbrief 2, Verse 5-11.

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Andere für uns opfern? – Sonntagsgedanken zum 17. März 2024

Die Geschichte ist schrecklich: Um selbst nicht in einem Sturm umzukommen, gelobt der König ein Opfer, seinen Sohn – eine alte griechische Sage, am letzten Samstag fantastisch dargeboten als Oper, die live ins Kino übertragen wurde: Idoemeno von Wolfgang Amadeus Mozart.

Auch wenn Sie sich nicht für Opern oder die alten Griechen interessieren, können Sie das gewiss nachempfinden: Wie es wäre, sein Kind für das eigene Heil opfern zu müssen. Barbarisch und verachtenswert wäre es, sich selbst mehr zu lieben als sein Kind. Gute Eltern würden wohl alles tun, um es zu retten und zur Not lieber das eigene Leben hergeben. Auf diesen Gedanken ist König Idomeneo leider nicht gekommen, so wenig wie in der Bibel der Stammvater Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern soll. Oder ist am Ende gar kein Opfer verlangt? Gott fährt jedenfalls in der biblischen Erzählung dazwischen und macht dem religiösen Wahn ein Ende.

Allen anderen Göttern sollten wir deshalb mutig das Opfer verweigern: Nichts ist es wert, dass wir ihm unsere Liebsten opfern, nicht der Erfolg, nicht das Geld, nicht das Ansehen, oder was heute unsere Götter sind, die wir verehren. Niemand anderes soll den Preis für unser Leben zahlen müssen, auch nicht im übertragenen Sinn. Wer sein Kind liebt, nimmt es in den Arm – und wer sich selbst liebt, sollte das auch tun.

Predigttext am Sonntag, 17. März 2024, ist 1.Mose 22, 1-13

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Schlechte Erfahrungen – Sonntagsgedanken zum 10. März 2024

Man kann an seinen schlechten Erfahrungen kleben bleiben, vor allem an denen, die man mit sich selbst gemacht hat. Man kann sie aber auch als Ausgangspunkt für Neues nehmen.  Petrus, der Mittelpunkt des Predigttextes, ist da ein gutes Vorbild. Zunächst natürlich nicht. Da verleugnet er seinen Freund Jesus. Feige war das, weil er zuvor eine ziemlich große Klappe hatte. „Ich stehe immer zu Dir!“ hatte er gesagt. Und als Jesus später verhaftet wurde, tat Petrus so, als würde er ihn nicht kennen. Er wer wollte ihm das wirklich vorwerfen. Er hatte Angst um sein Leben.

Jesus hat ihm das später vergeben. Das ist doch toll: Nicht von der Vergangenheit reden, sondern von der Gegenwart; nicht an alte Wunden denken, sondern an die bessere Zukunft. Dankbar sein für das, was gut ist, und ansonsten bereit sein, immer wieder neu anzufangen, Dinge neu zu sehen und anderen Menschen neu zu begegnen. Eben: Jeden Tag neu als Geschenk annehmen.

Predigttext am Sonntag, 10. März 2024, ist Lukas 22, 54-62

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Von Wut und Liebe – Sonntagsgedanken zum 3. März 2024

Nüchtern bleiben und gelassen sein soll man, wenn man am kommenden Sonntag auf den Apostel Paulus hört. Klingt eigentlich ganz gut und wird einem auch außerhalb der Kirche oft empfohlen. Aber mal ehrlich: Wenn es tatsächlich um etwas geht, man sich bedrängt fühlt oder falsch behandelt, dann fällt einem das furchtbar schwer.

Ich glaube auch nicht, dass er darum geht, seine Gefühle zu unterdrücken, Angst und Ärger müssen raus. Aber wenn sich die Wut dann gelegt hat, sollte man sich fragen, ob es einem nun wirklich besser geht. Von Konrad Adenauer ist folgende Erkenntnis überliefert: Wer sich ärgert, büßt die Sünden anderer Menschen.

Auch aus Selbstschutz ist es also nötig, sich Gelassenheit zu verordnen. Das macht die Seele frei dafür, das Richtige zu wollen und bei der Suche nach Schuld, in der Konfrontation mit anderen und dem Ringen mit den eigenen Ängsten dem Geist Gottes zu vertrauen, in dem Gerechtigkeit und Liebe eins sind.

Predigttext am Sonntag, 3. März 2024, ist 1.Petrusbrief 1, 13-21.

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Was einen krank macht – Sonntagsgedanken zum 25. Februar 2024

Soll man das, was einen krank macht, anschauen, oder sich abwenden? In allem, was uns persönlich belastet, kann es jedenfalls so sein, dass Verdrängen so wenig hilft wie schonungsloses Aufdecken. Alte Geschichten, manche Verletzungen aus der Jugendzeit zum Beispiel, hat man vielleicht aus gutem Grunde verdrängt, oder was soll es bringen, damit zu hadern, dass man damals in der 9. Klasse nicht sonderlich geachtet war? Andererseits sollte man frühere Jugendzeiten auch nicht glorifizieren. Die Zeit zwischen 12 und 22 ist vermutlich die härteste im Leben.

Doch wenn einen die Vergangenheit wirklich und zu recht krank macht? Dann kann man heute und sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, keine Frage.

Diese Möglichkeit hatten die alten Israeliten nicht, als sie vor lauter Angst vor Schlangen in der Wildnis schier vergingen. Bildhaft ist hier von Ängsten erzählt, die nicht vergehen. In dieser Situation errichtet Mose eine Schlange aus Metall, die lehren soll, Ängste auszuhalten.

So einfach ist es vermutlich nicht, aber ein wichtiger Hinweis: Man muss lernen, den Ängsten in die Augen sehen zu können, sonst drohen sie, zu bleiben.

Predigttext am Sonntag, 25. Februar 2024, ist 4.Mose 21, 4-9.

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