In einem Lokal in München sitzen am Nebentisch zwei junge Frauen mit einer Schar Kinder. Sie erregen meine Aufmerksamkeit und erst nach einer Weile wird mir klar, warum: Sie sprechen Hebräisch. Eigentlich ist es schön, dies als Deutscher nur zwei Generationen nach dem Holocaust erleben zu dürfen!
Aber dann kommt die Scham. Die ganze widerliche Fratze des Antisemitismus hat sich hierzulande wieder breit gemacht, von dummen Profesoren bis hin zu linken Kunstliebhabern.
Nicht zu vergessen der importierte Antisemitismus aus dem Mittleren Osten und – Schande über uns – der Antisemitismus, der auch in manchen Teilen der Kirche wieder fröhliche Urstände feiert mit der Forderung nach einem Boykott von Juden und einer Verteufelung Israels.
Am Sonntag begeht die Kirche den Israel-Sonntag. Er erinnert an die unselige Rolle der Christenheit bei der Verfolgung der Juden seit 2.000 Jahren. Und ich hoffe, dass dieser Gedenktag auch dem letzten in der Kirche und in unserem Land klar macht, dass Antisemitismus und Glaube nicht miteinander vereinbar sind. „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen!“ hat Dietrich Bonhoeffer nach 1933 verlangt. Das muss man – leider – heute wie damals betonen.