Die andere Wange hinhalten, die Feinde lieben, diese Forderungen Jesu gehören zu den bekanntesten ethischen Grundsätzen und sicher auch zu den umstrittensten.
Wer wäre ernsthaft dagegen, einem Mörder mit Gewalt Einhalt zu gebieten? Und selbst die friedensbewegsteste Kirchentagsbesucherin wird die Polizei rufen, wenn bei ihr eingebrochen wurde. Im Barmer Bekenntnis von 1934 ist sogar ausdrücklich erwähnt, dass der Staat auch mit Gewalt für Recht und Frieden sorgen darf. Wie passt das zusammen?
Klar ist: Die Worte Jesu sind keine Worte, die man anderen vorhalten, sondern denen man selbst folgen soll. Und klar ist auch: Man kann nur die eigene Wange hinhalten, die Wange anderer hinzuhalten, die Schwachen der Gewalt auszuliefern, wäre ein Verbrechen. Doch eines ist auch klar. Eine Welt, in der jeder darauf beharrt, zurückzuschlagen, wäre furchtbar.
Jesus geht hier mit seiner Liebe aufs Ganze und zeigt in eine Welt, die jenseits unserer Grenzen liegt und dauernde Herausforderung ist: das Reich Gottes.
Predigttext am Sonntag, 20. Oktober 2024, ist Matthäus-Evangelium 5, 38-48.