
(Foto: Treiber)
Wie soll man bloß ein abstraktes Ideal abbilden, mag sich Frédéric-Auguste Bartholdi gefragt haben, als er den Auftrag bekam, die Freiheit darzustellen. Natürlich als eine Allegorie, also in Gestalt einer Frau, die die Fackel der Aufklärung den Betrachtern entgegenhält.
Und wie würde man den Heiligen Geist darstellen? Die Taube hat sich eingebürgert, obwohl sie seltsam schwach wirkt und als „Ratte der Lüfte“ eigentlich keinen guten Ruf hat. Im Mittelalter hat man den Heiligen Geist ganz selbstverständlich auch in einer Figur, meist männlich allerdings, dargestellt.
Ich könnte mir heute die Freiheitsstatue als Symbol des Heiligen Geistes vorstellen. Die Inschrift an der Basis der Statue aus dem Jahr 1903 klingt, als würde der Geist christlicher Nächstenliebe sich heute, wenn auch in altertümlicher Sprache, melden: „Gebt mir eure Müden, eure Armen, Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren / Den elenden Unrat eurer gedrängten Küsten / Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturm Getriebenen / Hoch halt‘ ich mein Licht am gold’nen Tore!“
Predigttext am Pfingstfest, 15. Mai 2016, ist Apostelgeschichte Kapitel 2.