
Berlin, Leipziger Platz 2019 (Abb.: Treiber)
Klassik-Musik gefällt nicht jedem, aber praktisch jeder kennt „Freude schöner Götterfunken“ von Beethoven zum Text von Friedrich Schillers Ode an die Freude. Zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland 2009 stand ich in einer großen Menge Menschen vor dem Brandenburger Tor, es wurde gelacht und gefeiert, tolle Stimmung, und als der Schlussteil der 9. Symphonie anfing, schwiegen alle ergriffen und manche sangen die bekanntesten Zeilen auch mit. Der Klang war zwar suboptimal, aber von der Bedeutung her war das Klassik at it’s best. Viele Menschen, die zusammen davon singen, dass alle Menschen Brüder werden und von dem Gedanken ergriffen sind, dass alle Menschen zusammengehören – was will man mehr!
Dieser Gedanken ist im Westen, genauer in der Aufklärung entwickelt worden: Wir Menschen sind alle gleich, weil wir alle Kinder eines Schöpfers sind. Thomas Jefferson und der Marquis de Lafayette haben daraus die Menschenrechte formuliert. Eine der wichtigsten Ursprünge der Menschenrechte stammt von Jesus Christus (auch wenn seine Kirche dies oft genug verraten hat und verrät), der Gedanke, dass alle Brüder und Schwestern sind, dass Blutsverwandtschaft dabei nichts zählt und wir deshalb gerade in aller Verschiedenheit zusammengehören und Kinder eines Schöpfers sind (die Aufklärer würden ergänzen: egal, wen wir für den Schöpfer halten.)
Ich mag den Gedanke übrigens lieber konkret in Kurzfassung: Ich bin Gottes Kind und jeder andere Mensch auch.
Predigttext am Sonntag, 15. September 2019 ist Markus-Evangelium 3, 31-35.
Pfarrer Treiber predigt jeden Sonntag um 10 Uhr in der Matthäuskirche Heilbronn-Sontheim.