Es ist alles geregelt, alles in festen Bahnen und kaum noch Chancen auf Veränderung. Damit hat man die midlife crisis erklärt, in die Männer ab 40 geraten, wenn sie spüren, dass in ihrem Leben inzwischen das meiste festgelegt ist und die Änderungsmöglichkeiten gering geworden sind. Diese Krise in der Lebensmitte gebe es aber gar nicht mehr, las ich kürzlich, weil auch Männer über 40 heute noch genügend Veränderung erfahren – als Väter und im Beruf, wo nichts mehr auf Lebenszeit sicher ist.
Das gegenteilige Schicksal erwischt zwar auch nicht jeden, aber doch immer mehr: Dass sich das Leben auf einen Schlag ändert. Plötzlich muss man sich konkrete Gedanken um die Kinder und die eigenen alten Eltern machen; plötzlich sitzt man selbst nervös auf dem Krankenhausgang und wartet auf einen Befund; plötzlich geht es mit der Firma bergab oder man findet eine bessere Stelle in einer anderen Stadt – und, recht häufig, plötzlich ist es mit der Ehe oder Partnerschaft zu Ende und man muss für sich einen neuen Anfang finden.
Plötzlich kann alles ganz anders sein. Im Nachhinein erscheint einem, wie dem Apostel Paulus, das, was vorher war, vielleicht sogar als falsch oder fade. Das muss aber nicht sein und es ist gewiss wichtiger, voraus zu blicken, als am Vergangenen zu kleben. Den Blick voraus erlebt der Apostel Paulus als Verheißung: Vor einem liegen die Möglichkeiten, es anders und besser zu machen, neue Ziele und neue Kraft zu finden.
Predigttext am Sonntag, 4. September 2022, ist Apostelgeschichte 9, 1-20.