
Schwierige Frage zum Predigttext: Schicke Autos haben, als hätte man nicht? Vielleicht leiht sich den ja mal gerne jemand aus…. 🙂 (Foto: wikicommons)
„Wenn ich einmal reich wär…..“ singt der arme Milchmann in „Anatevka“ und träumt sich ein Leben aus, in dem er alles hat, was er will, und von allen geehrt wird. Ein Traum, der nur zu verständlich ist, angesichts des Elends, in dem er lebt. Und mancher muss heute noch davon träumen, weil ihm materiell nötiges fehlt.
Für die meisten Menschen aber wäre der gegenteilige Gedanke wohl auch einmal anregend: Wenn ich einmal arm wäre…. Ohne Dach über dem Kopf oder vielleicht sogar irgendwo in einem Land ohne Zugang zur ärztlichen Versorgung zu leben, jedenfalls ohne Bausparvertrag und regelmäßiges Auskommen. Wie wäre es, nichts zu haben? Ehrlicherweise wird man sagen müssen, dass man sich das schwer vorstellen kann. Was ich mir aber vorstellen kann, ist, dass es etwas gibt, auf das ich nie und nimmer verzichten möchte: Meine Familie und Gesundheit, Freiheit und ein anständiges Zusammenleben in der Gesellschaft. Doch auch das kann man verlieren….
Dies sollte kein zynisches Gedankenspiel sein, sondern ist ein geistreicher Vorschlag des Apostels Paulus, wie man mit Reichtum umgehen soll: Haben, als hätte man nicht. Also sein Herz eben nicht an Materielles hängen, sondern für das öffnen, was im Leben wirklich wichtig ist: Liebe, Hoffnung und Vertrauen. Und wer hat, „als hätte er nicht“, dem wird es dann wohl auch auch leichter fallen großzügig zu sein, und denen abzugeben, die tatsächlich nichts haben.
Predigttext am Sonntag, 14. Oktober 2018, ist 1. Korinther 7, 29-31.
Pfarrer Treiber predigt sonntags um 10 Uhr in der Matthäuskirche Heilbronn-Sontheim.