
Altes Bild – guter Maßstab: Den guten Hirten erkennt man an seiner Haltung. (Foto: lizenzfrei)
Kürzlich musste ich überraschend drei kleine Teile in einem Laden kaufen. Da ich keine Tasche dabei hatte, fragte ich höflich nach einer kleinen Papiertüte. Die strenge Dame hinter dem Tresen, die mich nicht umsonst an eine Oberstudienrätin meiner Schulzeit erinnerte, blaffte mich nur streng an: „Sie sind doch eh‘ mit dem Auto da!“ (was nicht stimmte) und mir dann einen Vortrag über Plastikmüll hielt (was mit der Papiertüte nichts zu tun hatte). Weia!
Leute, die einem sagen wollen, wo es lang geht, gibt es genug, finde ich. Moralisten haben heute Hochkonjunktur und Besserwisser rücken einem auf die Pelle, egal ob es um den eigenen Lebensstil geht oder das, was man isst.
Andererseits lasse ich mir von kompetenten und liberalen Menschen gerne für mein Leben Ratschläge geben, denn manchmal ist man darauf angewiesen. So wie auf den guten Hirten, als den Jesus sich bezeichnet. Er nennt übrigens ein klares Merkmal, mit denen man einen „guten Hirten“ von moralisierenden Besserwissern unterschieden kann: Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.
Wer nicht bereit ist, zu dienen statt zu herrschen, sollte die Ratschläge, die er für andere hat, lieber für sich behalten.
Ihr
Matthias Treiber
Predigttext am Sonntag, 5. Mai 2019, ist Johannes-Evangelium 10, 11-16