Der Witz ist so genial, dass ich ihn diese Woche nochmal erzähle: In seinem Film Annie Hall erzählt Woody Allen: „Zwei ältere Frauen sitzen in einem Lokal. Die eine sagt: Das Essen hier ist wirklich furchtbar. Die andere darauf: Stimmt, außerdem sind die Portionen so klein.“
Er kritisiert nicht nur oberflächlich die allgegenwärtige Nörgelei, sondern ist zugleich eine tiefe Deutung des Lebens: Das Essen hier ist wirklich furchtbar – außerdem sind die Portionen so klein.
Das ist ja oft der Widerspruch, dass wir uns zum einen über unser Leben beklagen. Manche jedenfalls scheinen grundsätzlich unzufrieden zu sein. Manche sogar, obwohl es ihnen eigentlich ganz gut geht.
Wenn dann aber die Portion Leben tatsächlich kleiner wird. Wenn man eingeschränkt wird, nicht mehr so viel machen kann, sich vielleicht sogar das Ende abzeichnet – dann ist neben dem Leben wie für die Dame im Lokal auch das Ende des Lebens nicht recht. Wer wollte darüber spotten?
Ich denke, deshalb ist der Rat Jesu in der Bergpredigt so wichtig: Jeden Tag neu leben! Jeden Tag ausschöpfen! Jeden Tag als Geschenk annehmen! Gerade auch die Tage, an denen für uns kein großes, tolles Buffet aufgebaut ist; wo es nicht so gut läuft.
Wenn die Portionen schon klein sind, soll man sie doch wenigstens auskosten. Und wenn sie ganz und gar nicht schmecken, dann sollte man in dem Lokal wenigstens die Aussicht genießen. Und morgen ist ja ein neuer Tag, vielleicht mit besserer Küche.