Wer es als Eltern erdulden muss, wird es wohl hassen: „Berlin Tag & Nacht“, jene Daily-Doku-Soap um junge, tätowierte Menschen, die sich in einer hippen Wohnung wegen Kleinigkeiten anschreien. Trashfernsehen, offenbar vom Feinsten, denn die Sendung war schon für den deutschen Fernsehpreis nominiert. Zwar werden die Darsteller wohl kaum einen Oscar kriegen und das Drehbuch ist ebenso banal wie die Kamerafahrten verwackelt sind, aber das tut dem Erfolg keinen Abbruch. Die Teenies lieben es.
Droht also wieder mal der Untergang des Abendlandes – so wie damals, als Sokrates die Jugend vor dem Schreiben und Lesen warnte?
Gemach! Selbst hier lohnt ein genauer Blick:
„Unterschichtsfernsehen“ ist der kultige TV-Schrott nicht, im Gegenteil, die gut eine Million jungen Zuschauer entstammen überdeutlich der Mittel- und Oberschicht. Was ihnen an dem unbeholfenen Laientheater gefällt, ist vor allem die Authentizität einer jugendlichen Welt. Da geht es um Liebe, Sex und Leben, die die Jungen eben erst entdecken, erfahren und reflektieren lernen müssen.
Fernsehen zeigt hier ein unreifes Abziehbild der Wirklichkeit für Menschen, die selbst noch unreif sind und das offenbar wissen.
Manchmal sind junge Nichtskönner wohl die besten Vorbilder, wenn sie uns Älteren zeigen, dass man sich die Welt immer wieder neu und vor allem selbst erschließen muss.
Und dass es gut ist, wenn man weiß, dass man noch nicht fertig ist.
Schlecht gemachtes Fernsehen als Hilfe, reif zu werden? Warum nicht?
„Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder….“ höre ich da heraus.