Enttäuschungen verleiden einem das Lachen. So wie jetzt manchem im Corona-Advent – und damals in der Bibel Sara. Ihr und ihrem Mann Abraham war eine große Nachkommenschar verheißen worden. Aber es hatte nicht geklappt. Sara konnte keine Kinder bekommen und nun war sie zu alt, viel zu alt dafür. Als Demütigung hat sie das gewiss erfahren, und aus Enttäuschung kann man auch verhärmt werden. Aber Sara hatte das hinter sich. Das Alter macht vielleicht wirklich weise. Alt waren Sara, uralt. Bis ein Mann, ein Engel sagt man, Ihr ankündigte, dass sie doch noch schwanger wird. Ein Kind zeugen? Sara lacht. Liebeslust scheint dazu auch noch ferne. Es ist ziemlich erfrischend, wie offen die Bibel das erzählt. Sara lacht – über ihr „Liebesleben“ oder über die unrealistische Verheißung. Abraham hat da deutlich weniger Humor. Männer verstehen da weniger Spaß, und er stellt sie zur Rede – und sie streitet es ab. Aber sie hat doch gelacht. Ein Kind zeugen – wenn man schon so alt ist? Das ist doch völlig unrealistisch.
Haben wir den Mut, uns etwas Unrealistisches zu Weihnachten zu wünschen? Etwas, das man nicht kaufen kann? Ich glaube, es fällt uns schwer. Wir wollen nicht enttäuscht werden. Und wollen keine Wünsche haben, die nicht erfüllt werden. Oder doch? Ein Wunsch, der sich nicht erfüllen lässt? Versöhnung nach vielen Jahren vielleicht, oder eine bessere Gesundheit. Ein anderes Leben – und die Freiheit dazu. Vielleicht auch Wünsche für andere, für die Liebsten, für die Kinder, dass es ihnen gut geht, für die Eltern, dass es ihnen wieder besser geht. Solche Wünsche erfüllen sich nicht von selbst, das wissen wir.
Wahrscheinlich gewöhnt man sich daran, dass Wünsche nicht erfüllt werden. Für Sara war es wohl inzwischen in Ordnung, so wie es war. Im Alters war sie gelassen geworden. Und gelassen war sie alt geworden. Ihr Wünsche hatte sie dabei vergessen. Und Gottes Verheißung auch – dass sie zahlreichen Nachkommen haben wird. Aber damit kommt sie nicht durch. Gott erfüllt seine Verheißung für sie – nicht gleich, sondern erst später. Männer -Engel- kündigen das an. Geglaubt hatte Sara das nicht mehr. Da kann sie nur lachen. Nicht sarkastisch, sondern gelassen: „Kinder bekommen? (lacht) Diese Zeit ist vorbei.“
Aber man sollte Gott nicht unterschätzen. Man sollte nicht unterschätzen, welche Möglichkeiten das Leben immer wieder doch bietet. Auch im Alter, auch dann, wenn alles geklärt scheint, bietet sich Neues an. Manchmal überraschend – und manchmal haben wir es auch nur übersehen. Wünsche können wahr werden. Vielleicht nicht genau so, wie wir uns das vorstellen, aber irgendwie dann doch. Oft ist es ja so, dass wir Gott eher unter- als überschätzen. Oft ist es so, dass wir unserem Leben nicht mehr viel zutrauen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ sagt man, aber ich denke, dass es oft auch umgekehrt ist: Dass die Hoffnung zuerst vergeht – und dadurch manches trüber und dunkler wird, und unmöglicher. Man richtet sich ein in den Begrenzungen, macht sich keine falschen Hoffnungen mehr, hat gelernt, dass manche Wünsche unerfüllt bleiben. Und es stimmt ja: „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche“, wie Dietrich Bonhoeffer gesagt hat. „Aber alle seine Verheißungen.“
Was hat Gott uns verhießen?
Bei uns zu sein bis an der Welt Ende! – Ich habe das schon gespürt und Sie vielleicht auch. In schweren Stunden fühlt man sich plötzlich irgendwie doch gehalten und getragen. Eine Stimme sagt einem: Das geht gut aus! – Auch wenn du jetzt im Krankenhaus noch auf dem Gang sitzt und ängstlich wartest; auch wenn es ganz anders kam, als du gedacht hast. Am Ende wird es gut sein.
Gott hat uns verheißen, dass unser Leben erfüllt sein wird. Nicht weil wir es so wollen und gestalten, sondern weil er uns alle Angst nehmen will und alle Schuld, weil er uns erträgt in all unserer Fehlerhaftigkeit und Schwäche.
Und Gott hat der Welt verheißen: Wenn die Zeit erfüllt ist, zeigt er selbst sich. Das wird anders sein, als gewünscht und vielleicht sogar anders als erhofft: Gott zeigt sich in einem Kind in der Krippe, zeigt sich im Jubel der Engelchöre, im Erstaunen der Hirten und in der Freude der Kinder.
Das alles ist Grund zur Freude und auch ein Grund zu lachen. Vielleicht hat Sara deshalb gelacht. Weil sie dachte, wenn das stimmt, wenn – wie es in der Bibel heißt – die Liebeslust wieder erwacht und ein Kind kommt, dann ist doch alles gut, alles leicht – und wir selbst können lachen, so wie Lachen im besten Falle eben ist: unbeschwert und frei!
Das wird natürlich nicht andauern. Lasten bleiben und das Unmögliche wird nicht plötzlich machbar sein. Aber als Sara hinter dem Vorhang steht und ob der Verheißungen lacht, da hat sie das vielleicht auch getan, weil das sie doch verunsichert hat: „Was, wenn es wahr ist? Was wenn mein Leben noch einmal eine neue Wende bekommen kann?“ Dann lache ich dem Schicksal ins Gesicht und verlasse mich lieber auf Gott, der seine Verheißungen erfüllt und uns über die Begrenzungen unserer Welt lachen lässt.
Seien Sie behütet!