Nicht meine Gedanken …

Die heutige biblische Losung fand ich so anregend, das ich ausnahmsweise darüber hier etwas schreiben musste: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. (Jesaja 55,8)

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,
spricht der Herr.

Zunächst: Gottes Gedanken, sind nicht unsere Gedanken, das heißt, was Gott mit uns vorhat, wie unser Leben ist, wer wir sind, wie wir sind, das ist alles nicht so, wie wir es uns ausdenken würden. Ich denke, dass muss uns niemand sagen. Manches würden wir uns liebend gerne anders wünschen, keine Sorgen um die Kinder, keine Krankheit, kein Spüren der eigenen Grenzen – auch der eigenen Unzulänglichkeiten.

Einer meiner Lieblingsfilme ist „Tree of Life“ von Terence Malick. Ein bildgewaltiger und sehr komplexer Film. In der Handlung geht es um einen Mann, der auf seine Kindheit zurückblickt, eine Mutter, für die reine Liebe der Sinn des Lebens ist und einen Vater, der das Leben als Kampf erlebt. Der Mann gerät in einen Sog aus Erinnerungen wie auch die ganze Familie nach dem Tod des ältesten Sohnes. Der Film zeigt dazwischen aber lange Sequenzen von Naturaufnahmen, und das Ganze ist eigentlich nur die Illustration eines Bibelwortes ist aus dem Buch Hiob 38, 4+7: „Wo warst du, als ich die Erde gründete?… Als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne?“  

D.h. können wir wirklich mit Gott, der die Welt geschaffen hat, darum streiten, ob etwas richtig ist in unserem Leben? Ich habe den Film zum ersten Mal gesehen, als ich selbst an einigen Grenzen stand, – und da war er fast so etwas wie eine Erleuchtung. Wir haben nur unser Leben und es ist sinnlos, um ein anderes Lebensschicksal mit Gott zu streiten. Angesichts des Ewigen ist alles anders, als wir denken.

Als zweites ist mir dann eine beruhigende Erzählung eingefallen. Es ist tatsächlich die erste biblische Erzählung an die ich mich erinnere, im Kindergarten bekam ich sie von einer Diakonisse erzählt, die Geschichte von Josef, der so sehr vom Leben hin- und her geworfen wird – Lieblingssohn des Vaters und dann von den Brüdern als Sklave verkauft; schlauer Vertrauter einflussreicher Leute und dann von einer enttäuschten Frau ins Gefängnis gebracht; dann die Befreiung und der Aufstieg an die Spitze des Staates – und die Begegnung mit seinen Brüdern und dem Vater.

Eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR heißt es in der Losung. Bei Josef heißt das: Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte, es gut zu machen. (Gen. 50, 20)

Wir wissen nicht, wie alles zusammenpasst und sein wird. Wir wissen oft ja nicht mal recht, was für unser Leben gut ist. Nur hinterher erkennen wir zuweilen, wie gut es das Leben mit uns meint, auch wenn uns vieles rätselhaft vorkommt und manches sehr belastend ist.

Das Rätsel im Leben bleibt – aber auch die biblische Botschaft, dass wir Vertrauen haben sollen in den, der jenseits dieses Rätsel steht. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR.

Über mtreiber

Matthias Treiber ist Pfarrer und Journalist. Matthias Treiber is a minister in the Lutheran Church of Wuerttemberg and journalist.
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