Dass die Zeit alle Wunden heilt, ist ein Märchen. Narben bleiben immer, das sagt uns die Lebenserfahrung. Aber diese Narben haben uns zu denen gemacht, die wir sind. Das war manchmal schmerzhaft, manchmal hat es uns aber auch so weitergebracht, dass wir die Schmerzen von früher vergessen. Wären wir wirklich mit unserer ersten großen Liebe, aus der damals nichts wurde, glücklich geworden? Hätten wir den Erfolg der erträumten Stelle in der Firma genießen können, oder wären wir noch mehr in der beruflichen Mühle drin als heute schon? Und so schrecklich die Tage voller Ungewissheit damals im Krankenhaus waren, sind wir dadurch nicht um Vieles reifer geworden? Ist unser Leben dadurch vielleicht sogar vertieft und verbessert worden?
Leid bedrängt und macht einen fertig, die alltäglichen Nöte ebenso wie die Schicksalsschläge, die uns mit voller Wucht treffen. Dass uns das vielleicht sogar weiterbringt, können wir in solchen Situationen nicht glauben.
Deshalb ist die wichtigste Erfahrung zunächst vielleicht diejenige, dass man Leid überstehen kann, dass Gott treu ist, wie es im Bibeltext des Sonntags heißt, und dass am Horizont die Verheißung steht, dass am Ende Licht steht, nicht Finsternis.
Predigttext am 30. März 2014 ist Jesaja 54, 7-10.
Pfarrer Treiber predigt jeden Sonntag um 10:00 Uhr in der Matthäuskirche in Heilbronn-Sontheim.