
Pessimisten sagen: Da ist ja gar nichts drin… (Foto: Treiber)
Auf die tiefgründige Frage „Ist das Glas halb voll oder halb leer?“, mit der man Optimisten und Pessimisten unterscheiden will, gibt es für mich nur eine sinnvolle Antwort: Es hat die falsche Größe.
Ist unser Leben halb voll, also schön, toll und einfach lebenswert, auch wenn nicht alles hundertprozentig ist. Aber die Probleme muss man eben akzeptieren und angehen? – Oder ist unser Leben halb leer, also eigentlich nur bestimmt von Ärger und Not, Problemen und Leiden, angesichts derer die gelegentllche Lebensfreude nicht ins Gewicht fällt? Beide Sichtweisen lassen sich erleben und scheinen Recht zu haben.
Aber ich denke, beide Sichtweisen sind falsch: Wer das Leben durch Leiden gleich ganz in Frage gestellt sieht, sollte all das Gute darin, die Liebe und die Kinder zum Beispiel, nicht so gering achten. Und wer die Lebensfreude mit dem Sinn des Lebens verwechselt, verdrängt die Ernsthaftigkeit menschlicher Not.
Beides hat letztlich die falsche Größe. Unser Leben lässt sich nicht als gesamtes messen, ob es erfolgreich oder gescheitert ist, sondern jeder Tag ist neu, jede Sekunde ist geschenkt. Heute sollen wir leben. Und Hoffnung haben, dass all das Gute und Gelingende, was wir noch nicht sehen, letztlich Wirklichkeit wird.
Predigttext am Sonntag, 13. November 2016, ist Römerbrief 8, 18-25.