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Liebe erkaltet, wenn die Ungerechtigkeit überhand nimmt, heißt es im erschreckend finsteren Text, über den am nächsten Sonntag gepredigt werden soll. Nicht angenehm zu hören – schon gar nicht in freudiger Vorweihnachtsstimmung -, aber einfach wahr: Wer im Übermaß ungerecht behandelt wird, hat es schwer, liebevoll zu sein oder zu bleiben. Den Teufelskreislauf kennt jeder, der zum Beispiel mit benachteiligten Jugendlichen zu tun hat. Wer Zuhause nur Stress hat und Gewalt erlebt, hat es schwer, Vertrauen zu entwickeln; wer immer um sein Recht bangen und kämpfen muss, kann es sich kaum erlauben, Schwäche zu zeigen.
Doch „geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren,“ hat der Philosoph Theodor W. Adorno einmal geschrieben. Deswegen gibt es keine Liebe ohne Vertrauen – das Vertrauen, dass der andere mich nicht in die Pfanne haut, das Vertrauen, dass ich von meiner Umwelt fair behandelt werde und das Vertrauen, dass mein Leben auch dann gehalten ist, wenn ich es als schwankend erlebe.
Der 2. Advent erinnert daran, dass es höchste Zeit ist, dass es Weihnachten wird! Auch durch uns, durch das Vertrauen und die Liebe, die wir in die Welt bringen. Die Ungerechtigkeit des Lebens werden wir damit beseitigen, aber wir können dagegen kämpfen, dass sie überhand nimmt.
Predigttext am 2. Adventssonntag, 4. Dezember 2016, ist Matthäus 24, 1-14