Zu Ursachen und Bedeutung der Reformation, zur Wirkung und zum Genie Martin Luthers, zu den Widersprüchen und dunklen Seiten der Reformation ist im vergangenen Jahr viel gesagt worden. Nun, im Gottesdienst am Jubiläumstag, möchte ich in meiner Predigt an den erinnern, der im Zentrum aller reformatorischen Bemühungen steht: Der Mensch in seiner Zweideutigkeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen dem Abgrund des fernen Gottes und dem gnädigen Herrn, zwischen dem Sünder und dem gerechtfertigten Menschen.
Das klingt zu abstrakt? Ich meine, widersprüchlich sind wir doch wirklich alle! Oder zumindest gewaltig unvollkommen. Die heile Welt gibt es genauso wenig wie Heilige. Das ist heute nicht anders als vor 500 Jahren.
Die Reformation hat uns als Menschen mitten in die Welt gestellt: Mit den Sorgen für unsere Familie und der Sehnsucht nach Liebe, mit dem Wunsch nach Glück und Hoffnung auf Sicherheit. Christlicher Glaube muss sich hier zeigen und bewähren. Und der Ertrag der Reformation lässt sich dann ganz einfach zusammenfassen: Wir sind geliebt, wir sind erlöst – ganz einfach so.
Predigttext am Reformationstag, 31. Oktober 2017, ist Matthäusevangelium 10, 26b-33.
Pfarrer Treiber predigt immer um 10 Uhr in der Matthäuskirche Heilbronn-Sontheim.