
Seltsam: Die Taube ist ein oft verhasstes Stadt-Tier – und zugleich ein mächtiges Symbol für den Heiligen Geist.
Atheisten vergleichen den Glauben an Gott zuweilen mit dem Glauben an eine Teekanne, die um die Erde kreist und unser Schicksal steuert. Absurd, klar! Aber ein Bild, das eben auch völlig daneben liegt, weil es den Kern des Glaubens nicht erreicht: Glaube ist nicht das Für-wahr-halten einer dummen Ansicht wie der, dass die Erde eine Scheibe ist, sondern Glauben ist das existentielle Vertrauen, dass mein Leben und mein eigenes Bewusstsein einen Grund und Sinn und ein Ziel hat, dass es mit dem hinter allem stehenden Ewigen verbunden ist, mit dem Sein-Selbst, wie Philosophen Gott nennen.
Spannender und strittig ist eher die Frage, ob es dafür Zeichen gibt, Anzeichen dafür, dass es Gibt gibt und er für uns da ist. Das Problem: Auch an die Zeichen dafür muss man glauben, beweisen tun Zeichen nämlich nichts. Deswegen irren die religiösen Fundamentalisten genauso wie die Atheisten. Sie nehmen den Glauben nicht ernst, der eben nicht das Für-wahr-halten von der Wissenschaft widersprechenden Ansichten ist, sondern Vertrauen und Gefühl das Unendliche.
Wer in sich lauscht und diesen Hauch der Unendlichkeit erahnt, vielleicht in dieser weihnachtlichen Zeit mit ihrer seltsamen Beseeltheit, der kann auch ohne Beweise an Gott glauben. Weil er spürt: Da ist mehr als ich zu hoffen wage.
Predigttext an Silvester ist 2. Mose 13, 20-22.
Vielleicht magst du dann einem irrenden Atheisten einmal erläutern, inwiefern dieser Unterschied zwischen Für-wahr-halten und Vertrauen ein relevanter ist.
Ich wäre neugierig.
Anonyme oder pseudonyme Kommentare finde ich fragwürdig, aber gut: Der Unterschied zwischen dem Für-wahr-halten einer objektiv falschen naturwissenschaftlichen Tatsache (z.B. dass die Erde eine Scheibe sei) und dem Vertrauen, das qua Definition schon ohne Beweis auskommen muss, erscheint mir bedeutsam. (Ich beziehe mich hier auf den Religionsphilosophen Paul Tillich, Dynamics of Faith). Für mich liegt der Irrtum der modernen Atheisten a la Dawkins darin, dass sie den Glauben von vornherein für ausgemachten Unsinn halten und sich nur das aus den Religionen zur Betrachtung aussuchen, was unsinnig ist, wie z.B. den fundamentalistischen Widerspruch gegen die Naturwissenschaft.
Abgesehen davon ist der Atheismus natürlich objektiv kein Irrtum, sondern eine subjektive Denkmöglichkeit. Dann aber bitte mit Nietzsche. Er scheint mir der einzige zu sein, der seinen eigenen Atheismus ernst nimmt. So etwas wie Vertrauen kann man bei ihm nur in sich selbst haben – und Hoffnung braucht es dann nicht mehr.
Ich versteh zwar die Relevanz nicht, aber es ist dein Blog, deswegen biete ich dir zumindest an, in mein Impressum zu schauen. Wenns der Wahrheitsfindung dient: https://fabianelfeld.com/impressum/
Zum eigentlichen Inhalt: Dann verstehe ich richtig, dass es dir darum geht, dass Vertrauen (qua welcher Definition?) ohne Beweis auskommst, dass du also findest, es wäre verfehlt, Gründe zu erwarten für ein Vertrauen? Stimmt das so?
Hast du denn dann gar keine Kriterien dafür? Also, wenn ich dir sage, dass ich auf was vertraue, dann ist des damit jeglicher Überprüfung entzogen und qua Definition okay? Oder nicht?
Danke für Ihren Namen.
Interessant, über die Frage nach dem Vertrauen noch einmal genau nachzudenken. Soweit ich weiß, tut sich die Philosophie schwer mit dem Begriff Vertrauen und beschreibt ihn empirisch als subjektive Überzeugung, die in unsicheren Situationen Sicherheit verleiht, weil sie bestimmte Dinge für richtig oder Personen für anständig hält. Ich denke, deshalb gibt es keine Beweise für Vertrauen, sondern nur Plausibilitäten oder Evidenz dafür. Wenn ich also auf etwas vertraue, weil ich damit entsprechend gute Erfahrungen gemacht habe, ist das okay. Darauf zu vertrauen, dass die Erde eine Scheibe ist oder die Welt in sechs Tagen erschaffen wurde ist m.E. gar nicht möglich, da dies objektive Aussagen sind, die wissenschaftlich falsch sind. Und dass dies mir Halt in meinem Leben geben soll, ist weder evident noch plausibel.
Kein Problem. Find es immer ein bisschen ulkig, wenn Namen Leute so umtreiben, gerade Leute, die wie du von Vertrauen reden. Aber jeder Jeck ist halt anders, ich hab auch meine Eigenheiten.
Thema Vertrauen: Mir leuchtet nicht ganz ein, was du schreibst. Echte Beweise gibt es in der Realität doch eh nicht. Die gibts nur in der Formallogik. In der Realität müssen wir immer nur mit Plausibilität und Evidenz auskommen, bei allen Fragen. Und da fände ich zum Beispiel, dass gerade bei Dingen, die mir wichtig sind, ich erst dann vertrauen sollte, wenn ich möglichst viel davon habe. Jedenfalls nicht weniger als bei vergleichsweise unwichtigen Fragen wie ob die Welt in sechs Tagen erschaffen wurde.
Wie siehst du das? Mir ist immer noch nicht ganz klar, wo du unterscheidest, und warum.