
Aristoteles lobte das Mittelmaß – aber nur wenn es um Charaktereigenschaften geht. (Foto: wikicommons / gemeinfrei)
Mit am schlimmsten sind wohl die Menschen, die gut und gerecht sein wollen – koste es, was es wolle; die andere dauernd korrigieren und belehren, den Nachbarn auf seine Fehler hinweisen und fünf niemals gerade sein lassen. Das richtige Maß zum Guten ist immer das Mittelmaß. Das lehrte schon der Philosoph Aristoteles und so steht es auch im Predigttext des kommenden Sonntags: „Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest.“ (Eine Freibrief für Dummheit und Unfairness ist das übrigens nicht. Gleich danach steht nämlich „Sei nicht gottlos und sei kein Narr!“)
Und warum ist Fanatismus auch im Guten schädlich? Weil man sich dadurch selbst zu Gott macht, zu jemanden, der über den Zweideutigkeiten des Lebens ebenso steht wie er moralisch über die anderen erhaben ist. In der Politik sind Moralisten sowieso ein großes Übel, und im Alltag ein Ärgernis. Es genügt, auch das steht in der Bibel, wenn man sich so gut es eben geht an Gott hält ohne sich als kleiner Besserwisser aufzuspielen.
Predigttext am Sonntag, 17. Februar 2019, ist Prediger Salomo (Kohelet) 7, 15-18.