Eine Kapitalistin, die Schnecken tötet

Philippi - Taufstelle der Lydia

Die legendäre Taufstelle der Lydia (Foto: Treiber)

Ich mag es, wenn es bunt zugeht, wenn Menschen unterschiedlich sind und jede Schublade sprengen, in die Kleingeister sie sperren wollen. Und Christ bin ich deshalb auch besonders gerne, weil das in der Bibel laufend passiert, dass Vorurteile einfach unterlaufen werden. Wen würde man zum Beispiel als ersten europäischen Christenmenschen vermuten? Ein römischer Gladiator in Griechenland wäre ganz cool und ein armer Bettler in Korinth ließe sich als erster Christ heute gut in der Öffentlichkeit verkaufen. Aber die Bibel treibt keine PR, sondern benennt es, wie es ist: Lydia lässt sich als erster europäischer Mensch taufen, eine Frau und noch dazu eine selbständige und reiche, die mit Purpur handelte. Ein PR-Berater hätte das Paulus gewiss nicht so empfohlen.

In einer Männerwelt präsentiert das Christentum eine Frau als ersten Christenmenschen in Europa und stellt sie uns als Kapitalistin vor, die Schnecken tötet! Verzeihen Sie, das ist nur spaßige Überzeichnung. Aber ernst ist es mir damit, dass wir Menschen aufgrund von äußeren Merkmalen (Frau, reich, Händlerin – oder auch Ausländer oder arm oder unsympathisch oder unrasiert) nicht in Schubladen stecken sollten. Ob Menschen gläubig, hoffend und liebevoll sind, hat in der Regel wenig mit Geld zu tun – und mit dem Geschlecht oder der Hautfarbe schon gar nicht.

Predigttext am Sonntag, 24. Februar 2019, ist Apostelgeschichte 16, 9-15.

Über mtreiber

Matthias Treiber ist Pfarrer und Journalist. Matthias Treiber is a minister in the Lutheran Church of Wuerttemberg and journalist.
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