Zweierlei Maß

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Leicht zu sehen – der Splitter im Auge des anderen. (Foto: wikicommons / lizenzfrei)

Die Warnung aus der Bibel ist bekannt: „Was siehst Du den Balken im Auge deines Bruders, den Splitter im eigenen Auge aber siehst du nicht?“ – Moment mal. Stimmt das? Obwohl bei einer Umfrage vor einigen Jahren die Mehrzahl diesen Wortlaut nannte, hat Jesus es genau anders herum gesagt: „Was siehst Du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken im eigenen Auge aber siehst du nicht?“ Das Brett vor dem Kopf, das uns die Sicht versperrt, ist allemal dicker als die kleinen Fehler, die wir beim anderen entdecken.

Das sollte auch eine Warnung vor moralischer Überheblichkeit sein. Leider ist es üblich, andere moralisch zu verurteilen, die Mütter, die angeblich alle ihre Kinder im SUV zur Schule fahren (wobei keiner nach ihren guten Gründen fragt) ebenso wie die Schüler, denen man vorwirft, für eine Demo die Schule zu schwänzen. (Wenn jemand aber als Leistungssportler oder Musiker vom Unterricht befreit wird, stört das keinen.) Wir messen eben gerne mit zweierlei Maß. Schlimm daran finde ich vor allem, dass man über das Verhalten anderer urteilt ohne es beurteilen zu können.

Jesus sagt deshalb ganz einfach: Seid doch barmherzig im Umgang miteinander. Wer andere verurteilt, hat für mich schon ausgespielt.

Predigttext am Sonntag, 14. Juli 2019 ist Lukas-Evangelium 6, 36-42.

Über mtreiber

Matthias Treiber ist Pfarrer und Journalist. Matthias Treiber is a minister in the Lutheran Church of Wuerttemberg and journalist.
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