„Fack ju Göhte“ kam kürzlich wieder im Fernsehen, und wenn Sie den Film noch nicht gesehen haben, sollten Sie ihn sich trotz des ordinären Titels anschauen. Eine unterhaltsame Lehrstunde in Sachen Ethik und Schulpolitik steht ihnen dann bevor. Ein kleiner Gauner wird auf der Suche nach der Beute aus Versehen Lehrer; die Schulleiterin hilft ihm bei dem Betrug, indem sie seine Zeugnisse fälscht; seine Klasse besteht aus einer Bande von missratenen Schülern – und am Ende wird er Beamter und die Jugendlichen haben das Abitur. Das klingt doch einfach zu schön, um wahr zu sein.
Ist es auch leider auch – zum schön, um wahr zu sein. Unser Schulsystem gibt solchen Jugendlichen, die im Film nicht umsonst Chantal und „Danger“ heißen, keine großen Chancen, aber das ist ein anderes Thema. Mir geht es heute nur darum, dass mit dem sympathischen Ganoven-Lehrer ein Loblied auf den Betrug gesungen wird. Sie finden das empörend? Dann hören sie mal am kommenden Sonntag den Predigttext aus der Bibel, in dem ein betrügerischer Prokurist dafür gelobt wird, dass er sich mit Geld Freunde für Notzeiten schafft.
Sie finden das unmoralisch? Ich eigentlich auch, aber Jesus hat den Geldverwalter dafür gelobt. Dafür, dass er vorausschauend handelt.
So wie der Gauner, der Lehrer wird, und schrägen Jugendlichen auf dem Weg ins Leben hilft.
Predigttext am Sonntag, 15. November 2020, ist Lukas-Evangelium 16, 1-9.
Pfarrer Treiber predigt jeden Sonntag um 10:00 Uhr in der Matthäuskirche in Heilbronn-Sontheim