Kinder brauchen Regeln sagt man. Das stimmt, aber Erwachsene haben das nach meiner Beobachtung oft nötiger. Der schwarze Audi TT, der in der Staufenbergstraße die Verkehrsinsel links umfahren hat, weil rechts der Stadtbus stand, gehörte ja wohl kaum einem Pubertierenden, und wenn Eltern ihrem Kind einen Brief in die Schule mitgeben, um ihr Kind von der Maskenpflicht befreien zu lassen – ohne Grund, sondern weil es eben geht, dann zweifle ich am Verstand der Eltern, oder jedenfalls an ihrem Anstand.
Aber woher wissen wir, welche Regeln richtig sind? So richtig, dass wir sie unseren Kindern beibringen und andere Erwachsene unter Umständen sogar dazu zwingen dürfen. Wer sagt, was richtig und falsch ist? Die Mehrheit? Die mit dem größten Einfluss?
Natürlich wird bei uns demokratisch-rechtstaatlich festgelegt, was verboten ist. Aber woher kann man das wissen? Die philosophische Tradition beruft sich auf die Vernunft, die christliche auf Gott. Das muss kein Widerspruch sein.
Gut im alltägliche Tun ist jedenfalls, was mehr nützt als schadet. Und gut zwischen Menschen ist, was in Liebe geschieht. Das jedes Mal aber von Anfang an neu durchzudenken, wäre kaum machbar. Deswegen legen wir uns Regeln zurecht, die uns im normalen Alltag quasi automatisch das Richtige tun lassen, und wofür wir nicht einmal staatlichen Zwang brauchen, sondern wofür der Anstand genügt.
Zum Beispiel: Drängle dich nicht vor! Und setze deinen Mund-Nasen-Schutz auf, auch wenn es dir nicht passt. Einfach aus Rücksicht auf andere.